PROJEKTE

> DOKUMENTATION 2012

In der Festivaldokumentation, die einen Überblick über die einzelnen Programmpunkte geben will, erläutern die beiden Kuratorinnen Bea Kiesslinger und Eva Böhmer ihr künstlerisches Konzept.

Produktionszentrum Tanz + Performance / Bea Kiesslinger und Eva Böhmer:
TANZLOKAL – Tanzfest Stuttgart

Baden-Württemberg war in den 1920er und 1950er Jahren kreativer Schauplatz des Ausdruckstanzes. Heute ist das damalige Wirken von Pionieren wie Rudolf von Laban, Kurt Jooss, Mary Wigman und Oskar Schlemmer bei den Bürgerinnen und Bürgern des Landes in Vergessenheit geraten. Das dreitägige Festival „TANZLOKAL – Tanzfest Stuttgart“, ausgerichtet vom Produktionszentrum Tanz + Performance, hatte es sich zum Ziel gesetzt, an die Tradition vor Ort zu erinnern, sie aber auch zu reflektieren und weiterzuentwickeln. Ausgewählte Choreograf:innen, die der Region besonders verbunden sind, waren eingeladen, in Stuttgart Stücke zu den oben genannten Künstler:nnen zu kreieren und im Rahmen des Festivals zur Aufführung zu bringen. Partizipative Formate, z.B. ein zeitgenössischer Bewegungschor, ein performativer Walk und Ausdruckstanzkaraoke, bezogen das Publikum mit ein und trugen das Tanzerbe der Region auch in den Stadtraum.

Mit ihrem Vortrag "Stuttgart und das Tanzerbe der Moderne" (siehe unten) gab Claudia Fleische-Braun außerdem einen umfassenden Überblick über Stellenwert und Entwicklung des Modernen Tanzes in der Region Stuttgart  und spannte dabei einen historischen Bogen von 1900 bis in die Gegenwart.

 

(OP)POSITIONEN ZU O.S.
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Die beiden installativen Choreografien von Isabelle Schad DER BAU und FORM UND MASSE setzen sich mit dem Um-Raum des Körpers auseinander. Dabei werden Themen Oskar Schlemmers um das Verhältnis zwischen Körper, Kostüm/Objekt und Raum aus einer ganz anderen Perspektive betrachtet. Im Stile des Bauhaus´ lässt Schlemmer Geometrien, Volumen, Formen und Objekt-Körper zutage treten. In der Gegenüberstellung dazu, betrachten die beiden Arbeiten DER BAU und FORM UND MASSE den Raum um den Körper herum als ein (zusätzliches) Organ.

Das Stück DER BAU betrachtet das Kostüm als Organ und ermöglicht so die Untersuchung des Körpers und seines Um-Raumes. Dabei kann der Raum selbst als ein Organ und als Extension des Körpers angesehen werden. Die Performance FORM UND MASSE untersucht das Verhältnis zwischen Energie und Materie, zwischen Material, Bewegung und daraus entstehender Form. Daber werden existierende Bewegungsmuster wie ein Verstärker sichtbar und zugleich zum Objekt, das betrachtet wird, währenddessen die bewegungsgenerierende Person Subjekt des Geschehens bleibt.

Isabelle Schad

Die Tänzerin und Choreografin ist Ko-Leiterin eines Projektraums in der „Wiesenburg” in Berlin. Ihre Forschungsschwerpunkte sind u.a. der Körper und seine Materialität, der Körper als Prozess, Ort und Raum. Ihre Lehrtätigkeit findet in verschiedenen Formaten statt, wie z. B. offene Sessions zu Somatik und Choreografie, Workshops oder Kurzzeitprojekte, die weltweit stattfinden. Zu ihren jüngsten Produktionen zählen „Unturtled #1 – #4″, DER BAU (beide mit Laurent Goldring), „Musik (Praticable)” und „Experience #1″. www.isabelle-schad.net

Programmheft
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Der bewegte Raum
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Die performative Karte “Die Übungen: zur Wahrnehmungsverschiebung” ist Teil der Trilogie “Der bewegte Raum” von Diana Wesser. Die Karte, der performative Spaziergang “Die Erkundung” und das Bewegungsexperiment “Mit Mauern Tanzen” luden das Publikum auf unterschiedliche Weise ein, das Bewegungspotential des Stadtraums im Umfeld des Baden Württembergischen Kunstvereins aus einer ungewohnten Perspektive neu zu erfahren und temporär zu verändern.

Hintergrund der performativen Triologie bilden die Arbeiten von Oskar Schlemmer und Rudolph von Laban, die Tanz in Verbindung mit Architektur bzw. Malerei setzten. Das Verhältnis zwischen Raum und Figur/Körper und Bewegung als raumstiftende Aktivität rückten ins Zentrum ihrer Arbeiten. Schlemmer sah im Tanz die Möglichkeit einen erfüllten Bildraum mittels Bewegung und rhythmischen Linien zu verwirklichen. Laban verfolgte die Idee, dass sich jede Bewegung wie in einem räumlichen Liniensystem vollzieht.

Diana Wesser

ist bildende Künstlerin und Performerin und arbeitet insbesondere in den Bereichen live art und public art. 2005 schloss sie ihr Studium der Medienkunst an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig (HGB) als Meisterschülerin ab. Ihre Spaziergänge, partizipativen Projekte und ortsbezogenen Performances untersuchen die Prozesshaftigkeit von Raum und räumlicher Erfahrung, laden zum intensiven Sich-Einlassen auf den jeweiligen Ort und zur Beobachtung der Rhythmen und Routinen ein. Ihr besonderes Interesse gilt der Einbindung des Publikums in den künstlerischen Prozess und dem performativen Forschen. Gemeinsam mit Helen Stratford gründete sie 2005 das kollaborative Duo ‚urban (col)laboratory’. Seit 2013 ist Diana Wesser künstlerische Leiterin der von ihr mitgegründeten Initiative ‚dynamischer auftrieb’. www.dianawesser.de

Stuttgart und das Tanzerbe der Moderne
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Vortrag von Claudia Fleischle-Braun im Rahmen von Tanzlokal / Tanzfest Stuttgart 2013.

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Revisiting OS
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In ihrem Stück metamorph ** wendet sich die Tänzerin Eva Baumann in der Tradition Oskar Schlemmers den Thema Raumkunst zu.

In ihrem Stück metamorph ** wendet sich die Tänzerin Eva Baumann in der Tradition Oskar Schlemmers den Thema Raumkunst zu. Sie bespielt den Raum des Württembergischen Kunstvereins. Wie ein sich bewegendes Gemälde transformiert sich der Körper in verschiedene Formen und Strukturen. Menschliches, Animalisches, Objekthaftes und Mechanisches besteht nebeneinander und bedingt sich gegenseitig. Aber was ist da jeweils zu erkennen? Der Phantasie des Zuschauers/der Zuschauerin ist keine Grenzen gesetzt, freies Assoziieren ausdrücklich erwünscht.

Oskar Schlemmer verstand Kunst stets als Raumkunst und betrachtete den Raum in Relation zum menschlichen Körper. Die einzelne Figur im Raum und in Gegenüberstellung mit der Gemeinschaft durchzieht als Thema sein gesamtes Werk, insbesondere seiner Malerei. Die typisierte menschliche Figur bestimmt hier als raumstrukturierendes Element den Bildaufbau, der als Synonym für die Gesellschaftsarchitektur der Moderne gelten kann. Der Körper wird als architektonische Form verstanden, ausgedrückt in einem rhythmischen Spiel aus konvexen und konkaven Formen, Flächen, Linien und Kurven.

** metamorph – (morph zugrunde liegt altgriechisch μορφή (morphé) „Gestalt“) seinen Zustand, seine Gestalt wandelnd, deutsches Wort: formwandlerisch

Eva Baumann

studierte Klassischen und Zeitgenössischen Bühnentanz an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main. An der Rotterdamse Dansacademie absolvierte sie anschließend ein Choreographiestudium. Seither ist sie als freiberufliche Tänzerin und Choreographin tätig. Ihre Arbeiten waren in Deutschland, den Niederlanden, Litauen und Belgien zu sehen. Ihre aktuelle Produktion „solitaire“ wurde für den Stuttgarter Tanz/Theaterpreis 2013 nominiert und tourte im Frühjahr 2013 durch verschiedene Theater Baden-Württembergs. Eva Baumanns künstlerisches Interesse gilt u.a. choreographischen Konzepten für Theater, Galerien und den öffentlichen Raum. www.evabaumann.art

Aufführungstermine
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06.-08.09.2013 | Württembergische Kunstverein (WKV) und andere Orte im Stadtraum

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