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Trailer zu "Berlin Story - A re-imagining of Merce Cunningham's Story“

Dance On Ensemble
A re-imagining of Merce Cunningham's "Story"

Wie kaum ein anderer Choreograf steht Merce Cunningham (1919-2009) für Innovationen in der Tanzwelt des 20. und 21. Jahrhundert, die er gegen alle Widerstände durchsetzte. Sein künstlerischer Ansatz stellte die traditionellen Vorstellungen von Choreografie in Frage und verschob die Grenzen dessen, was bislang als akzeptabel galt. Er befreite den Tanz vom Ballast einer Erzählung, eines Ausdrucks von Gefühl, sogar von Atmosphäre und Stimmung. Im Mittelpunkt der fast 200 Werke, die er im Laufe seines Lebens schuf, stand immer die Bewegung selbst: ‚Tanz um des Tanzens willen’. Seine Idee der unabhängigen und gleichberechtigten Koexistenz von Musik und Tanz hat ihren Ursprung in der langjährigen Zusammenarbeit mit John Cage. Cunningham folgte in der Choreografie Cages‘ kompositorischen Methoden und glaubte wie dieser an die Bedeutung von Zufall und Zufälligkeit in der Kunst: Welche Bewegung wann erfolgt oder welche:r Tänzer:in sie ausführt, ließ Cunningham zum Beispiel auswürfeln.

Auch in seinem Stück "Story", das am 24. Juli 1963 von der Merce Cunningham Dance Company an der University of California, Los Angeles uraufgeführt wurde, spielt der Zufall eine nicht unwesentliche Rolle. Die Struktur von "Story" war variabel: Die Gesamtdauer, die verwendeten Sequenzen und ihre Reihenfolge änderten sich von einer Performance zur nächsten. Die Tänzer:innen konnten Entscheidungen über Raum, Zeit und Reihenfolge ihrer Bewegungen treffen.  Auch die Musik von Toshi Ichiyanagi war unbestimmt, die Musiker waren frei in der Wahl der Instrumente und der Klangdauer. Robert Rauschenberg konstruierte für jede Performance ein neues Set aus Material, das er im oder in der Nähe des Theaters fand.

Es existieren nur wenige Archivmaterialien zu "Story". Abgesehen von Cunninghams choreografischen Notationen gibt es eine einzige Filmaufzeichnung des Stücks aus dem Jahr 1964, die jedoch nur ein ein mögliches Ergebnis der variablen Struktur zeigt: Eine detailgetreue Rekonstruktion ist also nicht möglich.

Das Dance On Ensemble widmete dem radikalen Werk jedoch unter der Leitung von Daniel Squire eine Neuinterpretation mit dem Titel „A re-imagining of Merce Cunningham's Story“. Für die Berliner Premiere in der Volksbühne (2019) übernahm der Künstler John Bock die Rolle des Robert Rauschenbergs, Rabih Mroué, Mattef Kuhlmey und Tobias Weber interpretierten Toshi Ichiyanagis Komposition. Das Ergebnis, "Berlin Story", reanimierte so einen Tanz, der zuletzt vor 55 Jahren aufgeführt worden war.

Es folgten weitere "Story"-Versionen in Wolfenbüttel, Paris, Amsterdam, Bonn und Hamburg. In jeder Stadt wurde die Rolle Rauschenbergs von einem/einer ortsansässige:n Künstler:in übernommen.

Diese Produktion wird auch im Rahmen des Abends „Making Dances“ mit der choreografischen Antwort „never ending (Story)“ von Mathilde Monnier aufgeführt.

Credits
MEHR

Choreografie: Merce Cunningham

Mit zusätzlichem choreografischen Material, entwickelt vom Dance On Ensemble unter der Leitung von Daniel Squire.

Mit: Ty Boomershine, Emma Lewis, Gesine Moog, Miki Orihara, Tim Persent, Marco Volta
Live-Musik: Rabih Mroué, Mattef Kuhlmey, Tobias Weber
Künstler: John Bock
Einstudierung: Daniel Squire
Licht: Patrick Lauckner/Falk Dittrich
Sound: Mattef Kuhlmey
Kostüme: Sophia Piepenbrock-Saitz
Regieassistenz: Clarissa Omiecienski
Fotos: Jubal Battisti

Produktion: Dance On/Bureau Ritter

Aufführungstermine
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2019

2021

2022

2023

BILDERGALERIE

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