PROJEKTE

> DOKUMENTATION 2012

Avista Film / Stella Tinbergen:
Forschungs­projekt Sacharoff

Clotilde von Derp (1892 – 1974) und Alexander Sacharoff (1886 – 1963) waren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts das weltweit berühmteste Tanzpaar. Von München aus starteten sie eine internationale Karriere und lösten in der ganzen Welt wahre Begeisterungsstürme aus. Das Leben und Wirken der beiden spiegelt nicht nur die Tanzgeschichte, sondern die Kunst- und Kulturgeschichte des frühen 20. Jahrhunderts wider.

Kein geringerer als Rainer Maria Rilke bezeichnete sie als „Poeten des Tanzes“. Das Tänzer:innen-Paar steht für einen beispiellosen Brückenschlag von der Malerei zum Tanz. Ihr neuartiger Tanzstil bestach insbesondere durch die Orientierung an Tanzposen aus der bildenden Kunst der Antike und Renaissance, die Anlehnung an Rollenspiele und eigens entworfene Kostümierungen. Und so prägten die Sacharoffs die Erneuerung der Kunst in entscheidender Weise mit.

Die Regisseurin Stella Tinnbergen begibt sich in ihrem Dokumentarfilm „Poeten des Tanzes – Die Sacharoffs“ auf die Spuren der beiden Ausnahmekünstler und forscht nach ihren Spuren in der deutschen Tanzgeschichte. Grundlage für ihre umfassende Recherchearbeit waren neben Zeitzeug:innen-Interviews und bekannten Materialien wie Fotos, Kostüme, Notationen und Filmaufnahmen auch bisher unveröffentlichtes Material wie z.B. die Tagebücher der Sacharoffs.

Für TANZFONDS entstand eine eigene Schnittfassung des Films mit dem Titel „Forschungsprojekt Sacharoff“ (siehe oben). Hier richtet sich der Fokus vor allem auf die von Prof. Dr. Claudia Jeschke erarbeiteten Rekonstruktionen einzelner Sacharoff-Tänze, die das Herzstück des Films bilden.

Gespräch mit Claudia Jeschke
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Gespräch zwischen Claudia Jeschke Stella Tinbergen und Rainer Krenstetten in den Mainzer Kammerspielen im August 2013.

Die Tanzwissenschaftlerin und -historikerin Claudia Jeschke hat für Stella Tinbergens Film mit den Tänzern Josep Caballero Garcia und Rainer Krenstetter sowie Studierenden des Studiengangs Tanz der Hochschule für Musik und Darstellende Künste Frankfurt versucht, einige von Sacharoffs Tänzen zu rekonstruieren. Die Herausforderungen und Überraschungsmomente in dieser Arbeit, aber auch die Bedeutung der Sacharoffs für die Kunst- und Tanzgeschichte und die Frage „Was ist virtuos?“ sind Gegenstand des Gesprächs, das Claudia Jeschke im August 2013 mit Stella Tinbergen und Rainer Krenstetten in den Mainzer Kammerspielen führte.

Prof. Dr. Claudia Jeschke

studierte Theaterwissenschaft und Germanistik in München. Sie promovierte 1979 und war von 1980 bis 1990 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Theaterwissenschaft an der Universität in München tätig. 1994 erfolgte der Ruf als Professorin an das Institut für Theaterwissenschaft in Leipzig, und sie wurde ehrenamtliche Direktorin des Tanzarchivs Leipzig e.V. Im Jahr 2000 ging sie als Professorin für Tanzwissenschaft an die Hochschule für Musik in Köln und 2004 weiter an die Universität Salzburg, wo sie das dortige Derra de Moroda Dance Archives leitete. Gastprofessuren führten sie an verschiedene europäische, amerikanische und asiatische Universitäten. Claudia Jeschke arbeitet(e) zudem als Dramaturgin, Choreografin, Ausstellungsmacherin und (Ko-)Autorin von Fernsehsendungen und DVDs zum Tanz.

Stella Tinbergen

studierte an der Kunstschule Graz sowie an der Filmhochschule Wien. Seit 1991 realisiert sie ihre eigenen Filmprojekte, darunter den mit dem Prädikat „Wertvoll“ ausgezeichneten szenischen Dokumentarfilm „Marianne von Werefkin, Ich lebe nur durch das Auge“ sowie die Dokumentarfilme „Der Fall Mischa E. – ausgezeichnet mit dem Robert Geisendörferpreis – und „Siegfried – Geister, die ich rief“, der 2006 den Journalistenpreis Schizophrenie gewann.
Stella Tinbergens Filme werden regelmäßig auf Filmfestivals, in Kinos sowie im Fernsehen (arte/3Sat) gezeigt.

Rainer Krenstetter

erhielt seine Ausbildung an der Royal Ballet School London und der Ballettschule der Wiener Staatsoper. Es folgten Engagements bei dem Ballett der Wiener Staatsoper, bei dem Ballett der Staatsoper Unter den Linden und dem Staatsballett Berlin, wo er seit 2013 als erster Solotänzer beschäftigt ist.

Credits
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Deutschland 2014 / 89:00 Min. / deutsch, italienisch / deutsche UT
Regie – Stella Tinbergen
Produzent – Alena und Herbert Rimbach
Kamera – Alexander Sass, Marc Nordbruch
Schnitt – Marc Nordbruch
Rekonstruktionen – Prof. Dr. Claudia Jeschke
Musik – Maurice Ravel, Enrique Granados,
Girolami Frescobaldi, Robert Schumann, Frederic
Chopin, Max Reger, Giacomo Puccini und andere
Distribution – Movienet Film, München

Aufführungstermine
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  • 16.11.2014 | 31. Kasseler Dokufest
  • 12.03.–18.03.2015 | Casino, Aschaffenburg
  • 12.03.–18.03.2015 | Universum Arthouse-Kinos, Heilbronn
  • 12.03.–18.03.2015 | Filmladen, Kassel
  • 12.03.–18.03.2015 | Savoy, München
  • 12.03.–18.03.2015 | Sternen Palast, Biberach
  • 12.03.–18.03.2015 | Neues Cinema, Ingolstadt
  • 12.03.–18.03.2015 | Meisengeige, Nürnberg
  • 12.03.–18.03.2015 | Löwen, Rudersberg

BILDERGALERIE

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