„The Source Code“ des Berliner Choreografen Jochen Roller ist ein Online-Projekt, das sich der 1938 nach Australien emigrierten Wiener Choreografin Gertrud Bodenwieser widmet.
Anlässlich einer Re-Creation ihres letzten Tanzdramas „Errand into the Maze“ (1954) entstand auf der Webseite www.thesourcecode.de eine strukturierende Oberfläche, die auf die Materialien verweist, die für die Rekonstruktion in Sydney im Januar 2013 herangezogen wurden.
Die Projektdokumentation (siehe oben) zeigt die erste Phase von „The Source Code“: die Re-Creation von „Errand into the Maze“ in Australien, an der neben Roller vier Tänzer, die Videokünstlerin Andrea Keiz und die Journalistin Elisabeth Nehring beteiligt waren. Das rekonstruierte choreografische Werk wurde bewusst nicht zur Aufführung gebracht. Stattdessen wurden die einzelnen Recherche- und Probenschritte umfassend filmisch dokumentiert.
Diese Videos wurden in einer zweiten Projektphase zusammen mit den historischen Materialien, auf die das Team während seiner Recherche gestoßen ist, im Februar 2014 auf www.thesourcecode.de veröffentlicht. Fotos, Briefe, Interviews sowie Probenmitschnitte sind über grafische Marker mit der gefilmten Version der Re-Creation verlinkt. Die Arbeit des Re-Creationteams wird transparent: Welche Materialien wurden wie und warum ausgewertet?
Jeder Besucher der Seite bekommt die Möglichkeit, die online archivierten Informationen über „Errand into the Maze“ zu einer individuellen Rekonstruktion zusammenzusetzen.
Im Interview spricht Jochen Roller über Gertrud Bodenwiesers Einfluss auf den Tanz in Australien, über die Arbeit mit Archiven und ZeitzeugInnen und sein Verständnis des Rekonstruktions-Begriffs.
Jochen Roller über Gertrud Bodenwiesers Einfluss auf die australische Tanzgeschichte, Irrungen und Wirrungen bei der Rechteklärung für die Rekonstruktion einer Rekonstruktion und die Aneignung von Geschichte als kreativen Prozess.
Jochen Roller
geboren 1971 in West-Berlin, studierte nach einer klassischen Ballettausbildung Angewandte Theaterwissenschaft in Giessen und Choreografie am Laban Centre London. Seit 1997 arbeitet er als freischaffender Choreograf. Bislang entstanden über 40 Arbeiten für Bühnen, Galerien, Mode und Film. Seine Bühnenproduktionen touren in Europa, Nahost, Asien und in der Pazifikregion. Die dreistündige Solo-Trilogie „perform performing“ (2002-2004) wurde 147 Mal aufgeführt, tourte in über 12 Länder und wurde 2009 vom Auktionshaus Christie’s in Hamburg versteigert. Seit 2004 steht Roller auf der Liste der 50 wichtigsten Choreografen des Goethe-Instituts.
Von 2007 bis 2010 kuratierte Roller das saisonale Tanzprogramm von Kampnagel Hamburg. In dieser Zeit gründete er zusammen mit Anne Kersting das jährliche Live Art Festival, dessen künstlerischer Leiter er 2009 und 2010 war. Als Dramaturg war Roller unter anderem für die Choreografen Angela Guerreiro (Hamburg), Joavien Ng (Singapur) und Jecko Siompo (Jakarta) tätig. Für Martin Nachbar, Thomas Lehmen, Matthias von Hartz, Ami Garmon und Gintersdorffer/Klassen arbeitete er als Tänzer und Performer. Als Dozent unterrichtet er an der FU Berlin (MA Tanzwissenschaft), Uni Hamburg (MA Performance Studies) und LaSalle College Singapur (BA Theatre and Acting).
Konzept, Recherche, Re-Creation und Archivierung – Jochen Roller
Videodokumentation – Andrea Keiz
Archivierung – Theresa Willeke
Recherche – Elisabeth Nehring
Re-Creation „Errand into the Maze“ – Nadia Cusimano, Matthew Day, Latai Taumoepeau, Lizzie Thomson
Verwaltung des Bodenwieser Archivs – Barbara Cuckson
Bodenwieser Beraterinnen – Carol Brown, Lee Christofis, Biruta Clark, Moira Claux, Barbara Cuckson, Shona Dunlop-MacTavish, Elaine Vallance
Zusätzliche Recherche – Jan Poddebsky
Zusätzliche Archivierung – Andreas Russe
Programmierung – wemove digital solutions
Grafik Design – Claudia Heynen
Produktion – DepArtment
Mit freundlicher Unterstützung von Rozelle School for Visual Arts, Sydney.