Einstudierung von „Sleep Walkers (aka Zoo Mantras)“ von Simone Forti
Die 1935 in Florenz geborene und in den USA aufgewachsene Choreografin, bildende Künstlerin und Autorin Simone Forti ist eine zentrale Protagonistin des amerikanischen Postmodern Dance. Als Mitbegründerin des legendären Judson Church Dance Theater, das in den 1960er Jahren in New York über die Spartengrenzen hinweg radikal neue und offene Arbeitsweisen erprobte und bis heute einen enormen Einfluss auf die internationale Tanzszene hat, suchte Forti konsequent ihren Weg zwischen und mit verschiedenen künstlerischen Ausdrucksformen.
Fasziniert vom tierischen Bewegungsverhalten begann sie in den späten 1960er-Jahren eine Reihe von Performances zu entwickeln, in denen sie die mögliche Verwendung von Tierbewegungen innerhalb einer Choreografie untersuchte. Vor allem interessierte es sie, instinktgeleitete Verhaltensweisen der Zootiere in ihre tänzerische Arbeit zu integrieren.
Nun hat die Künstlerin dem Berliner Choreografen Martin Nachbar die Übertragung ihres Stücks „Sleep Walkers (aka Zoo Mantras)“ aus dem Jahr 1968 angeboten, das als „Signature piece“ der Tierchoreografie gilt.
Im Rückgriff auf dieses Schlüsselwerk hat Martin Nachbar seine Einstudierung dazu genutzt, die aktuelle Auseinandersetzung zum Mensch-Tier-Verhältnis in der Gegenwartschoreografie methodisch und historisch zu fundieren. Zu einem begleitenden Veranstaltungsprogramm waren Antonia Baehr, Miriam Jakob, Krõõt Juurak und David Weber-Krebs eingeladen, die gemeinsam mit ihm ein Labor zur vergleichenden Tierchoreografie realisierten. Zudem war die französische Choreografin und Improvisateurin Claire Filmon – eine enge Vertraute Simone Fortis – über die ganze Dauer des Projekts in den Arbeitsprozess eingebunden. Alle Beteiligten erhielten weiterhin eine Carte Blanche, Gäste aus der Wissenschaft, die ihre künstlerische Arbeit maßgeblich beeinflusst haben, zu einer öffentlichen Diskussion einzuladen. Um die Arbeit Fortis und die Auseinandersetzung mit der Tierchoreografie auch für die Zukunft wirksam zu machen, wurden Masterclasses mit dem Hochschulübergreifenden Zentrum Tanz Berlin und der Tanzfabrik Berlin realisiert.
Der gesamte Prozess der Recherche sowie die Arbeit im Labor wurde dokumentierend begleitet. Das entstandene Material (Foto, Video, Berichte, Kommentare u.ä.) wird auf der Webseite tierformeln.de einem breiteren Publikum auch nach Ende des Projektes dauerhaft zugänglich sein.