Der Beginn und die Bedeutung des politischen Tanztheaters in Deutschland ist vor allem an einen Namen geknüpft: Johann Kresnik.
Selbst Solotänzer an der Kölner Oper, wendet sich Kresnik Ende der 1960er Jahre vom Klassischen Ballett ab, das er als nicht mehr zeitgemäß empfindet. Er beginnt, eigene Choreografien zu entwickeln, die sich mit Themen des politischen Zeitgeschehens auseinandersetzen. Sein Stück „Paradies?“ (1968) bricht radikal mit den Konventionen und der Ästhetik des klassischen Tanzes: In für das damalige Publikum schockierenden Bildern thematisiert Kresnik das Attentat auf Rudi Dutschke und löst einen Theaterskandal aus: die Geburtsstunde des politischen Tanztheaters.
Kurz darauf wird Johann Kresnik von Intendant Kurt Hübner nach Bremen berufen, um die Tanzsparte des Stadttheaters neu aufzubauen. Hier entstand 1970 seine Choreografie „Kriegsanleitung für jedermann“, die der ehemaligen Kresnik-Tänzerin und Choreografin Yoshiko Waki als Ausgangspunkt für ihr TANZFONDS ERBE Projekt diente.
Im Mittelpunkt stand dabei nicht allein Kresniks künstlerisches Werk und seine Bedeutung für die Tanzgeschichte. Vielmehr sollte es zudem um die Frage gehen, inwiefern der Erfinder des choreografischen Theaters die Tanzszene in Deutschland auch strukturell beeinflusst und verändert hat.
Zwei aufeinander aufbauende Tagungen in Berlin und Münster untersuchten unter dem Titel „Ausweitung der Tanzzone“ die Bedeutung des Kresnik’schen Werks mit dem Schwerpunkt auf die frühen Stücke.
Das Tanztheaterstück „Friedensanleitung für jedermann“ bezieht sich locker auf Kresniks Choreografie „Kriegsanleitung für jedermann“ und wurde im Theater im Pumpenhaus Münster uraufgeführt.
Im April und Mai 2018 richtete die Kompanie im Rahmen ihres Projekts in Münster ein Residenzprogramm aus, das das Symposium „Ausweitung der Tanzzone“ fort- und in die Praxis überführte. Die Residenzkünstler:inn waren:
Neta Weiner, Stav Marin, Julia Dick, René Haustein und Lukas Zerbst.