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DIE LEGENDE VON SYD O’NOO

Der Steptanz kennt – wie viele Formen des improvisierten Tanzes – keine Notationen, denn die Fixierung in Schriftform widerspricht seinem Ideal einer spontanen, authentischen, sich immer neu erschaffenden Kreativität.

Dennoch wird auch im Steptanz ein Erbe gepflegt und weitergegeben. Allerdings geschieht dies vor allem durch eine mündliche Überlieferung, die weniger die Choreografien und Stücke, als vielmehr die Tänzer:innen und ihre Wirkung in den Mittelpunkt stellt. Diese „oral tradition“ lässt oft die Grenze zwischen Wahrheit und Dichtung verschwimmen. Legenden entstehen, die zwar nicht unbedingt als verlässliche Dokumente wie etwa eine Choreologie gelten können. Aber sie halten als Quelle von Inspiration und Identifikation dennoch das Erbe lebendig.

Steptanz ist eine Tradition der Begegnung und nicht der Dokumente. Deshalb reisten der Steptänzer und Choreograf Sebastian Weber und der Autor und Regisseur Stéphane Bittoun zur Vorbereitung ihres Projekts in die USA, um dort in der Gregory Hines Sammlung der New York City Public Library nach historischen Steptanz-Choreografien zu recherchieren und vor Ort Interviews mit bedeutenden Steptanzgrößen wie z.B. Rusty Frank, Miriam Nelson, Skip Cunningham und Prince Spencer zu führen.

In ihrem Bühnenstück  „Die Legende von Syd O’Noo“ verwoben Weber und Bittoun die Ergebnisse ihrer Recherchen zu einer Mischung aus Fakten und Fiktion: Die dokumentarischen Interviews, choreografische Re-Enactments und Rekonstruktionen wurden in die Story um einen Steptänzer auf der Suche nach den verschollenen Choreografien der Steptanzlegende Syd O’Noo eingebettet. Auf unterhaltsame Weise wurde so ein Stück Steptanzgeschichte lebendig und erfahrbar.